Gerhard Böhm
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Die bunte Welt des Gerhard Böhm: Im Neuen Rathaus Bayreuth lässt der Himmelkroner 50 Jahre seiner Arbeit Revue passieren


Wie im Film
"Man ist nie zu alt, um mit Murmeln zu spielen": Gerhard Böhm stellt Kunst aus 50 Jahren im Neuen Rathaus aus
Mal realistisch, mal abstrakt, mal symbolisch, mal fast Pop-Art - Gerhard Böhms Kunst lässt sich in keine Schublade stecken, schon wegen der Vielfalt seiner Stile. Wie sich im Neuen Rathaus sehen lässt: Dort stellt der Himmelkroner bis Ende des Monats eine Auswahl seiner Werke der vergangenen 50 Jahre aus.
Vielfältig sind auch die Techniken, in denen Böhm seine Bilder schafft. Da sind Linol-schnitte und Radierungen der frühen 60er Jahre und Werke in Acryl oder Pigmenttusche auf Leinwand. Ihnen allen gab Böhm ein spezielles Element mit. "Ich tue genau das, was viele Künstler nicht mehr können: Zeichnen", sagt er. Ob er diese Fertigkeit tatsächlich so exklusiv beherrscht, wie er damit behauptet: Darüber darf man diskutieren. Doch zu beherrschen scheint er sie.
Böhm studierte Grafik und kam erst später zur Malerei. Farbe spielt in seiner Kunst jedoch keinesfalls eine untergeordnete Rolle. Wer den Raum betritt, der weiß nicht recht, wo er zuerst hinschauen soil. Jedes Gemälde ist von intensiven Farbkombinationen bestimmt. Dabei kombiniert Böhm Farben und Formen zu Kontrasten, fließende, weiche Formen gegenüber harten Kanten, Buntes gegenüber gedeckten Farben. Aus vielen einzelnen Elementen entsteht eine Art Collage, die man nicht auf den ersten Blick durchschaut. So auch bei dem Gemälde "Wiese Welt", das normalerweise im Jean-Paul-Museum ausgestellt ist. Klar definierte Formen, wie die eines Baumes, mischen sich mit nahtlos ineinander übergehenden Farbkombinationen. Für Brüche und Unruhe sorgen schneidende Linien, die ohne Rücksicht auf die Harmonie der Farben das Ganze durchkreuzen.
Böhms Bilder kann man anschauen. Man kann aber auch in sie hineinschauen. Beim Blick unter die Oberfläche findet man ein Bild im Bild, kleinste eingearbeitete Symbole und Details.Sie schaffen eine Tiefe, die sich beim
flüchtigen Anschauen nicht eröffnet. So wird man sich nicht so schnell satt sehen, hinter jedem Bild stecken viele neue. Böhms spielerischer Umgang mit den einzelnen Bildelementen erschafft eine neue Form, einen Rhythmus, der den Betrachter packt, ihn neugierig macht: auf neue Details und neue Dimensionen. Es ist spannend, in jedem Bild entdeckt man eine neue Technik, eine neues Element. Die Vielschichtigkeit und Verschiedenheit der Werke fasziniert auch dann noch, wenn man eine zweite Runde im Ausstellungsraum läuft.
"Man ist nie zu alt, um mit Murmeln zu spielen", sagt Böhm. Frei zu sein und sich von dem leiten zu lassen, was man in einem Moment empfindet, eine grundsätzliche Offenheit bean-sprucht er für sich und den Betrachter gleichermaßen. Daher rührt wohl auch die Vielfalt der Stile in seinen Werken. Mit Pigmenttusche zeichnet er auf Leinwand comicartige Figuren, wie ein Schiller auf einen Spiralblock. Solche Federzeichnungen wie dieses "Grützi" erinnern an Pop-Art. Ein anderes Gemälde, "Progression", gemalt in Acryl, besteht aus vielen ineinander gearbeiteten, anonymen Figuren. Sie werden überflutet von Zahlen, die aus einem Warnsymbol strömen. Ein Hinweis auf die Überforderung durch steten Informationsfluss?
"Blick zurück nach vorn": So nennt Böhm seine Ausstellung und meint damit vielleicht auch, wie er sich auch aus älteren Werken fur künftige Aufgaben inspirieren lässt. "Was sich nicht ändert, dauert nicht" zitiert er Brecht. Man könnte seine Schau auch eine Retrospektive nennen, stellt Böhm doch das Ergebnis von 50 Jahren künstlerischer Arbeit aus, und das in einem einzigen Raum.
Alle Gemälde zeugen von einer eigenen Dynamik. Kein Bild steht still, sie sind in Bewegung, manche schneller, andere langsamer. Einige sind in Werkreihen zusammengefasst. Geht man an ihnen vorbei, hat man fast das Gefühl, einen Film zu sehen.

"Wiese Welt"
Bäume wie Blitze vor wogendem Gras, ein Bild, das fast in Scherben zu zerfallen scheint: Gerhard Böhm setzt in seinen Werken auf Kontraste.



Ausstellung des Kunstverein Bayreuth:
Prof. Gerhard Böhms
"Blick zurück nach vorn"



Wie im Film

Ein Bericht im Nordbayerischen Kurier vom 22./23. 10. 2014
Autorin: Jana Winterhalter
Fotos: Wittek
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